Von Ostern, Auferstehung und einer Verwaltungsreferentin
Das Herz von Petronilla KW16

Die Aufgaben der Woche
Die Karwoche und das Osterfest
Mein letzter Beitrag erschien inmitten der Karwoche. Nun ist die Karwoche und das Osterfest vergangen, also kann ich vollständig berichten, welche Aufgaben ich in dieser - für uns als Kirchengemeinde sehr bedeutenden - Zeit so zu bewältigen hatte.
Den Einstieg in diese Zeit bildete der Palmsonntag. Unsere Palmsonntagsmesse fing bei dem Seniorenzentrum Handorfer Hof an, woraufhin wir zur Kirche prozessierten. Vor der Messe habe ich der Küsterin Ulla Göbel dabei geholfen, Buchsbaumzweige, Liederhefte und ähnliches zum Handorfer Hof zu tragen und dem Kirchenmusiker Burkhard Orthaus habe ich das E-Piano zurechtgestellt.
In der Kirche habe ich dem Familiengottesdienstkreis dabei geholfen, das Innere der Kirche für den Gottesdienst mit Luftschlangen und Krepp schön zu gestalten.
Kurz vor Beginn der Messe habe ich den Gästen die Liederzettel in die Hand gedrückt. Da kam ich auch in Kontakt mit einigen Gemeindemitgliedern. Dieser Kontakt zu den Menschen dieser Gemeinde ist ein elementarer Bestandteil dieser Arbeit. Eine schöne Erfahrung dabei war auch, dass eine Person mich auch auf den Blog angesprochen hat; das hat mich nochmal in meiner Arbeit bestärkt und ein Gefühl der Anerkennung geschenkt.
Als die Messe startete, habe ich den Lautsprecher gehalten. Denn bei jeglichen Messen, die zum Teil draußen stattfinden, wie Beisetzungen und Prozessionen, spricht der jeweilige Priester über ein Mikrophon, das kabellos mit einem mobilen Lautsprecher verbunden ist. Das ist äußerst praktisch, man muss nur aufpassen, dass zwischen Mikrophon und Lautsprecher genügend Abstand ist; sonst kommt es zu einer Rückkopplung.
Nachdem ich den Lautsprecher transportiert hatte, konnte ich den Rest der Messe einfach genießen; sogar auf einem der Küster*innenplätze - ein weiterer Vorteil dieses Jobs.
Mein nächster österlicher Einsatz war die KiBiWo (Kinderbibelwoche). Davon habe ich auch schon im letzten Beitrag berichtet, aber weil der inmitten der KiBiWo online ging, lag der Fokus da eher auf den Vorbereitungen als auf der Durchführung. Als wir Gruppenleitenden uns am Montagmorgen trafen, gingen wir schonmal die Szenen durch, die wir an diesem Tag schauspielen würden und legten das Bühnenbild für die erste Andacht zurecht. Als die Kinder ankamen, teilten zwei Gruppenleiterinnen, Leonie und Pia, die beiden Gruppen ein. Die beiden bewiesen in der Woche wirklich die Fähigkeit, planerisch kompetent, aber zugleich einfühlsam und emotional intelligent zu sein - dabei gehörten sie zu den jüngsten Gruppenleitenden!
Ich hatte beim Schauspielen richtig Spaß. Das merkte ich schon bei der vorherigen KiBiWo im Herbst, bei der ich einige kleinere Nebenfiguren gespielt habe, aber hier fiel es mir nochmal besonders auf. Diesmal hatte ich nämlich die Ehre, Jesus selbst zu spielen. Diese Rolle gab mir die Möglichkeit, mich auf ganz neue Art in diese faszinierende Figur hineinzuversetzen und dabei dann auch unterschiedliche Facetten meiner Person (die teilweise sonst nie ans Licht kommen) zu erkunden. Von dem leidenschaftlichen Zorn bei der Tempelreinigung zu der kontemplativen Verzweiflung in Gethsemane, von der traurigen Enttäuschung über die Jünger*innen, die nicht zu ihm stehen, zu der Resignation bei den Verhören, von dem Leid am Kreuz zu der leichten Sorglosigkeit nach der Auferstehung habe ich in den Andachten das Menschsein mit all seinen Licht- und Schattenseiten erkunden können.
Doch nicht nur die Andachten waren ansprechend. Nach jeder Andacht haben wir in zwei Gruppen mit den Kindern die jeweilige Andacht und ihre Themen reflektiert und eine Gruppenaktivität gemacht. Mir hat es besonders viel Freude bereitet, die Gesprächsführung zu übernehmen. In den Momenten wird mir nochmal klar, weshalb mein Zukunftsplan darin besteht, Lehrkraft zu werden. Es hat etwas Besonderes, jungen Menschen einen Inhalt näherzubringen und ihnen dabei auch grundsätzlich neue Perspektiven zu spenden, wobei man auch von ihnen interessante neue Blickwinkel vor Augen geführt bekommt. Das ist einer der Gründe, weshalb ich plane, Lehrkraft zu werden.
Den Höhepunkt der Woche bildet die Osternachtsmesse mit anschließender Agape (Agape = entspanntes Zusammenkommen im Pfarrheim mit Speis und Trank). Bei den Vorbereitungen für diese Agape konnte ich mich auch nützlich machen.
Bereits am Gründonnerstag kriegte ich die erste Aufgabe von Pfarrer Jürgen Streuer; er hatte 15 Kisten Wein gekauft und in seinem Kofferraum verstaut. Von dort aus mussten sie nun noch in das Pfarrheim gebracht werden - eine perfekte Aufgabe für mich. Ja, das Schleppen von Gegenständen und Möbeln ist zugegebenermaßen ein zentraler Bestandteil des FSJs hier. So durfte ich neben der Weinkisten auch noch zwei Wasserkisten aus dem Pfarrhaus-Dachboden in das Pfarrheim tragen. Doch gelegentliche körperlich anstrengende, aber inhaltlich monotone Aufgaben geben mir auch die Möglichkeit, mich zu besinnen, meinen Gedanken Zeit zu schenken ohne mich in ihnen zu verlieren. Nach der Agape brachte ich die (noch vollen) Kisten auch wieder ins Pfarrhaus.
Als der Samstag selbst anstand, habe ich morgens mit einer Handvoll Mitglieder des Pfarreirats (Gabi Kreienbaum, Karolin Thater & Eva-Marie Davids) noch konkretere Vorbereitungen für die Agape getroffen; wir haben die Tische zurechtgestellt, Stehtische aufgebaut und Tischdecken, Gläser, Wasserflaschen und Eier-Schüsselchen auf den Tischen verteilt.
Die Osternachtsmesse selbst konnte ich einfach genießen, weil ich da keine Aufgabe hatte. Doch direkt im Anschluss lief ich wieder ins Pfarrheim, wo mehrere Mitglieder des Pfarreirats und ich dafür sorgten, dass die Besucher*innen sich dort wohlfühlen, indem wir Kerzen anzündeten, Brot schnitten und verteilten und Wein einschenkten. Im Laufe des Abends geriet ich wieder in die Küche, wo ich zusammen mit dem Pfarreiratsmitglied Karolin Thater anfing, benutztes Geschirr zu spülen. Dabei haben wir uns noch reichlich unterhalten. Es war schön, nochmal mit den ehrenamtlichen Mitgliedern der Gemeinde, die man nur gelegentlich sieht, ins Gespräch zu kommen.
Irgendwann warf ich einen Blick aus der Küche wieder in den Saal und bemerkte, dass sich die Gruppe während meiner Zeit in der Küche ganz schön verkleinert hatte. Es war nur noch ein großer Tisch besetzt, an dem ein fester Kern aus Mitarbeitenden der Gemeinde, Pfadfinder*innen und regulären Kirchengänger*innen saßen. Da der Abend bereits recht fortgeschritten und der Wein recht gut war, merkte man manchen Personen an dem Tisch schon ihre Promille an. Sie schienen aber verantwortlich zu trinken, da sie genau an dem Punkt der Trunkenheit waren, wo es am angenehmsten ist, mit Betrunkenen zu sprechen: sie waren noch offener, unbesorgter und humorgeladener als sonst. So machte es Spaß, den Abend mit ihnen ausklingen zu lassen, das übrige Geschirr zu spülen und dann noch mit Elisabeth Kühn, die ehrenamtlich viel in der Gemeinde tätig ist, die Tische aufzuräumen und um 02:20 Uhr das Pfarrheim zu verlassen und abzuschließen.
Bei dem Dienstgespräch am Montag haben wir nochmal über die Ostertage Revue passieren lassen. Grundsätzlich waren wir mit allem zufrieden. Es gibt immer Kleinigkeiten, die verbesserungsfähig sind, aber die waren dieses Jahr minimal. Besonders bemerkenswert fand ich einen Brief von einem älteren Ehepaar, das bei dem Karfreitagsgottesdienst war, den Jürgen vorgelesen hat. Das Ehepaar gab die Rückmeldung, dass diese Karfreitagsmesse die bewegenste war, die sie in ihrem ganzen Leben über mehrere Gemeinden hinweg erlebt haben; man hatte das Gefühl, direkt unter Jesu Kreuz zu stehen und mit all den Leidenden zu sein mit Verzicht auf jeglichen Prunk.
Ich habe mich gefreut, dass wir als Gemeinde die Menschen (auch im höheren Alter) bewegen und anregen können, und dass dieses Paar sich die Mühe gemacht hat, sich zu bedanken. Dankbarkeit ist etwas wunderschönes.
Der Mensch hinter dem Amt

Verwaltungsreferentin Jasmin Maimann
Was sind deine Aufgaben in der Gemeinde?
Als Verwaltungsreferentin bin ich die verwaltende Schnittstelle der Zentralrendantur und der Pfarrei. Ebenso nehme ich dem Kirchenvorstand verwaltende Tätigkeiten ab und unterstütze in der Koordination sowie der Vor- und Nachbereitung der Kirchenvorstandssitzungen. Besonders spannend sind die Einblicke und Begleitungen von anstehenden baulichen Maßnahmen, also alles was mit Instandsetzungen und Neuerungen zu tun hat. Auch bin ich für den Haushalt der Pfarrgemeinde verantwortlich und muss die Zahlen gut im Blick haben. Viele Themen, die man für eine Pfarrgemeinde vielleicht gar nicht so direkt im Blick hat.
Wie bist du dazu gekommen, hier zu arbeiten?
Job gesucht – Job gefunden. Manchmal passt es eben. ( ;
Was gefällt dir am meisten an dem Beruf?
Ich arbeite sehr gerne im Büro, mag es meine Arbeit zu organisieren und mich um bürokratische Prozesse zu kümmern. Schön ist es aber auch, mit Menschen zu arbeiten, die Projekte gerne gemeinsam umsetzen. Ich arbeite gerne im Team und freue mich täglich über die Zusammenarbeit im Pfarrhaus. Parallel dazu ist es spannend meine „anderen“ Kollegen in der Zentralrendantur zu haben. Jede/r in seinem Referat mit den Schwerpunkten Personal, Finanzen, Liegenschaften, Bauen und Investitionen
Wie würdest du deine Persönlichkeit beschreiben?
Authentisch, ehrlich, kommunikativ und freundlich.
Was ist deine größte Leidenschaft?
Mein Zuhause, da wo ich wohne mit meiner Familie von drei Generationen. Ich liebe es im Grünen mit der räumlichen Freiheit zu wohnen und natürlich das impulsive Familienleben, wozu auch unsere drei Kinder viel beitragen.
Was sollte man noch über dich wissen?
Ich liebe es zu lesen, zu backen, im Garten zu säen und zu pflanzen, aber auch die 5. Jahreszeit zu feiern.
Die Wahrheiten im Wort

"Nach dem Sabbat, beim Anbruch des ersten Tages der Woche, kamen Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Aussehen war wie ein Blitz und sein Gewand weiß wie Schnee. Aus Furcht vor ihm erbebten die Wächter und waren wie tot. Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch den Ort an, wo er lag! Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt."
Mt. 28; 1 - 7
Das Osterwunder! Ostern ist das Hochfest des Christentums. Unzählige christliche Menschen berufen sich auf das Osterversprechen des ewigen Lebens und finden darin Hoffnung.
Wie ich bereits in einem vorherigen Beitrag ausführlich geschildert habe, habe ich eine längere Geschichte mit Suizidgedanken und -versuchen und obgleich ich nicht mehr akut suizidal bin, ist der Tod mitsamt des Erlischens des gesamten Bewusstseins etwas, auf das ich hoffe, sobald die Zeit dafür gekommen ist. Wie kann also ein Mensch wie ich etwas wertvolles aus der Erzählung Jesu Auferstehung ziehen?
Nun, wenn ich mich mit der Auferstehung befasse, tu ich das zumeist auf zwei Interpretationsebenen:
Die erste dieser Ebenen ist die des Einflusses auf die Nachwelt. Der Engel sagt den Frauen, dass Jesus nicht im Grab, sondern in Galiläa zu finden ist. In Galiläa hat Jesus sehr viel zu Beginn seiner Schaffenszeit gewirkt, daher könnte man diese Stelle so lesen, dass man Jesus in den Sachen, die Er bewirkt und bewegt hat, finden kann. Und so ist es mit allen anderen Menschen auch: egal was wir mit der Zeit, die uns gegeben ist, tun, wir hinterlassen Spuren für die Zukunft. Das heißt nicht unbedingt, dass sich für immer an die einzelne Person erinnert wird, aber jeder Mensch der Weltgeschichte hat den Lauf der Geschichte beeinflusst. Das ist das ewige Leben. Niemand ist unwichtig; man könnte keine historische Person aus der Geschichte ausradieren, ohne die gesamte Welt damit zu verändern.
Die zweite Interpretationsebene, die ich mir zu Hilfe ziehe, um die Ostergeschichte wirklich wertzuschätzen, ist die Neuanfangsebene. Danach gilt die Auferstehung als Metapher für all die Momente, wo das Alte zuende geht und etwas neues beginnt. Es ist kein Zufall, dass dieses (letzte) Kapitel des Matthäusevangeliums beginnt mit den Worten "Nach dem Sabbat, beim Anbruch des ersten Tages der Woche" - ein Ende und ein Anfang.
Die Ostergeschichte kann sozio-politisch gelesen werden; die römischen Wächter fallen in dieser Geschichte vor Schock um - die etablierte Macht fällt! Und die Nachricht von Jesu Auferstehung erreicht als allererstes die Frauen. In einer zutiefst patriarchischen Zeit wird niedergeschrieben, dass Frauen die ersten Menschen sind, die dem größten und bedeutendsten Wunder der Christenheit Zeuge werden. Es zeigt, dass die Gleichberechtigung der Frau in der Arbeitswelt, Politik und Kirche ein zutiefst christliches Anliegen ist.
Doch es handelt sich auch um innere, persönliche Neuanfänge, darum, die eigene Vergangenheit zu ehren, aber sie in der Vergangenheit zu lassen. Eines der beliebtesten Kirchenlieder (das seine Beliebtheit auch voll und ganz verdient) fasst das wunderschön in Worte: "Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde...". Zu lernen, das Vergangene loszulassen und erhobenen Hauptes weiterzuziehen, ist zweifelsohne ein zentraler Bestandteil von Ostern. Was ich diesbezüglich sehr schön von unserer Gemeinde fand, war die Einladung zur Beichte an einigen Terminen zwischen Karfreitag und Ostern. Es war überaus passend, in diesen besinnlichen Tagen, die an den vermeintlich tiefsten Punkt Jesu Leben, an Sein Leid und Seine Verzweiflung erinnern, sich mit den Tiefpunkten des eigenen Lebens zu beschäftigen, seine Zeiten der Schwäche zu konfrontieren, um gestärkt an Ostern die Vergangenheit ruhen lassen zu können.
Vor etwa einem Monaten habe ich mir ein Symbol, das auch als Zeichen für diese Art Neuanfang gilt, tätowieren lassen: ein Semikolon. Das Semikolon als Satzzeichen taucht auf, wenn ein Satz scheinbar am Ende angelangt ist; allerdings geht der Satz nach dem Semikolon noch weiter! Daher hat sich das Semikolon zu einem Solidaritäts-, Erkennungs- und Hoffnungszeichen für Überlebende von Suizidversuchen entwickelt: man war sich fast sicher, dass alles zuende ist, aber merkt dann, dass es doch noch weitergehen kann - eine durch und durch österliche Botschaft.