Von Sternsingern, Gottesringen und dem Pfarrer
Das Herz von Petronilla KW2
Die Aufgaben der Woche


Die Sternsinger-Aktion
Einen wunderschönen guten Tag,
ich heiße euch willkommen zu dem ersten Beitrag des neuen Gemeinde-Blogs "Das Herz von Petronilla"! Heute werde ich von einigen meiner Tätigkeiten seit Jahresbeginn vor anderthalb Wochen berichten.
Zu Jahresbeginn gibt es für uns als Kirchengemeinde vor allem zwei zentrale Aufgaben: das Chaos der Weihnachts- und Silvesterfeierlichkeiten beseitigen und die beliebte Sternsinger-Aktion.
Eine der Aufgaben für mich als FSJler ist es, immer mal wieder eigenverantwortlich im Pfarrheim nach dem Rechten zu schauen. Das Pfarrheim besteht hauptsächlich aus Räumlichkeiten, die für unterschiedliche Veranstaltungen, Besprechungen, Feiern, Chorproben, etc. genutzt werden. Vor allem in der obere Etage - der sogenannte "Jugendtanke" - werden oft für heitere Feten gefeiert. Da kann es schonmal dazu kommen, dass es gelegentlich noch Sachen aufzuräumen gibt. Allerdings bin ich immer wieder positiv überrascht, wie sauber und ordentlich die meisten Gruppen die Räume auch nach großen Veranstaltungen hinterlassen.
Als ich am ersten Montag des neuen Jahres das Pfarrheim betrat, gab es mal wieder überraschend wenig aufzuräumen. Lediglich ein paar Stühle mussten zurückgestellt werden und die Spülmaschine musste ausgeräumt werden. In diesem Fall war die Spülmaschine vor allem mit Tassen, die ich später in die Waffelhütte brachte, gefüllt. An der Waffelhütte wurden immer an den Adventssonntagen Heißgetränke und - wer hätte es gedacht - Waffeln ausgegeben. Mit dem Wegräumen der Tassen wurde mir daher nochmal vor Augen geführt, dass die Adventszeit wieder mal vorbei ist.
Doch mit jedem Ende kommt ein neuer Anfang; in diesem Fall: die Sternsinger-Aktion. Jedes Jahr wandern Kinder unserer Gemeinde durch die Straßen von Handorf, Gelmer und Dyckburg, singen vor den Haustüren und sammeln Spenden für gemeinnützige Projekte. Bei solch einer Aktion ist die Hilfe eines FSJlers gerne gesehen. Unter anderem bin ich mit Hans-Dieter Sauer, einem unserer Pastoralreferenten, nach Gelmer gefahren. Leider gab es dort zu wenige sternsingende Kinder. Daher mussten wir beide durch zwei der Straßen Gelmers ziehen. Weil wir nicht bereit waren, die Menschen Gelmers mit unseren wunderschönen Singstimmen zu würdigen, haben wir lediglich die Kontonummer für die Spenden, sowie den Jahressegen-Sticker in die Briefkästen geworfen. Da habe ich gemerkt, wie viele unterschiedliche Sorten von Briefkästen es gibt. Es waren nicht wenige dabei, bei denen ich erstmal eine Weile brauchte, um zu verstehen, wo man Sachen einwerfen kann. Doch in gewisser Weise spiegelt das auch die Arbeit in der Gemeinde wider; man hat mit den unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen aus den unterschiedlichsten Verhältnissen zu tun. Manche kann ich direkt verstehen und kann gut auf sie eingehen, manche haben Eigenarten, die mir zunächst fremd sind, weshalb ich länger brauche, um mit ihnen warm zu werden. Darin liegt eine der größten Herausforderungen, aber auch eine gewisse Freude sozialer Arbeit: sich mit jeder möglichen Sorte Mensch vertraut zu machen und neue Perspektiven kennenzulernen.
Als die Sternsinger in Handorf aktiv wurden, hatte ich besonders viel zu tun. Als die Kinder morgens ankamen, habe ich dabei geholfen, sie zu empfangen, ihnen die Gewänder anzulegen und die Zettel und Aufkleber, die sie mitnehmen sollten, auszuhändigen. Dann wurden sie ausgesandt und Ruhe kehrte wieder ein.
Das ist auch etwas, was die Arbeit hier besonders auszeichnet: das Tohuwabohu von öffentlichen Veranstaltungen und Aktionen gefolgt von Momenten der Ruhe, die man mit Aufräumen und Organisieren, aber auch mit Ausruhen und Kraft tanken füllen kann.
Doch nach dem Sturm ist vor dem Sturm; nachmittags bereiteten wir uns dann auf die Rückkehr der Kinder vor, indem wir ihnen einen Wagen mit Wasser, Apfelschorle und ähnlichem bereitstellten. Doch das Highlight war zweifelsohne der Kakao, den ich für sie aufkochte. Als die Kinder langsam eintrudelten, bot ich ihnen den Kakao an, über den sich einige von ihnen freuten. Die meisten haben aber den Kakao kaum wahrgenommen, weil sie so enthusiastisch und erfüllt von ihren Reisen zurückkamen, dass sie die Welt um sich herum vergaßen. Man sah in ihren Augen, dass sie eine riesige Freude daran hatten, mit Gleichaltrigen singend von Tür zu Tür zu gehen und dabei auch noch etwas Gutes für die Welt zu tun, selbstwirksam zu sein.
Das ist einer der größten Segen einer solchen Anstellung: die Freude und das Glück von Menschen mitzuerleben und womöglich sogar dazu beizutragen. Und Kindern gelingt es oft viel besser als älteren Menschen, ungefiltert ihre Gefühle auszudrücken. Das kann die Arbeit mit Kindern so erfüllend - wenn auch manchmal anstrengend - machen.
Was uns die Arbeit auch deutlich leichter machte, war die Tatsache, dass die Kinder auch Spaß daran hatten, ihr gesammeltes Geld selber auszuzählen (oft mit Unterstützung von ihren Eltern oder von Messdienenden). Ich musste es am Ende lediglich sortieren und ansatzweise gerade falten. Solch eine Aufgabe mag zwar etwas lästig oder mühsam wirken, doch ich bin über so etwas meistens auch ganz dankbar. Wenn um mich herum unzählige Menschen irgendetwas tun, kann ich mit solch einer Aufgabe innere Ruhe finden. Ich denke, das ist bei jedem Beruf wichtig - aber insbesondere wenn man mit Menschen arbeitet: man sollte herausfinden, wie man für sich Ruhe findet und sein eigener Ruhepol werden. Wenn einem das nicht gelingt, findet man sich schnell mit seinen Kräften am Ende - und dann kann man den Menschen, mit denen man arbeitet, nicht mit gebührender Geduld, Sorgfalt und Liebe begegnen.
Dies war ein Einblick in einige meiner Aufgaben in der ersten Woche des Jahres. Wegen der Sternsinger-Aktion war das nicht wirklich meine reguläre Arbeitswoche, doch ich kann euch jetzt schon sagen: so etwas wie eine "reguläre Arbeitswoche" gibt es für mich gar nicht. Das Gemeindeleben ist einerseits von den großen kirchlichen Veranstaltungen und Feiern geprägt und andererseits davon, dass es immer wieder überraschend neue Aufgaben gibt. Ich denke also, dass ich immer mehr als genug für die Blog-Beiträge zu schreiben haben werde. Es bleibt spannend!
Der Mensch hinter dem Amt

Pfarrer Jürgen Streuer
Was sind deine Aufgaben in der Gemeinde?
Meine Hauptaufgabe ist die Seelsorge, d. h. Menschen in verschiedenen Lebensphasen zu begleiten, z. B. bei der Feier der Sakramente, in Krankheit und bei Sterbefällen. Damit verbunden gehört es für mich selbstverständlich dazu, den Glauben mit den Menschen zu feiern, ihn zu leben und zu verkündigen. Ich begleite mit unserem Pastoralreferenten Florian Schulz die Messdienerarbeit und mit unserem Pastoralreferent Hans-Dieter Sauer gemeinsam die Erstkommunionkinder und deren Familien. Ich darf als Seelsorger im lebensHAUS mitarbeiten.
Als leitender Pfarrer bin ich qua Amt Vorsitzender des Kirchenvorstandes, gemeinsam mit den Ehrenamtlichen, der Verwaltungsreferentin und dem Verbundleiter für die Kindertageseinrichtungen vertrete ich die Pfarrei nach außen, dazu gehört es u. a. Dienstvorgesetzter für die Mitarbeitenden in der Pfarrei zu sein oder eben andere Verwaltungsaufgaben zu erledigen.
Zum Glück muss ich alle Aufgaben nicht allein erledigen, es gibt ein gutes Seelsorgeteam, freundliche Mitarbeiterinnen im Pfarrbüro, verantwortungsbewusste Mitarbeitende in den Sakristeien, als Organisten und an den anderen Orten der Pfarrei.
Neben der Arbeit in der Pfarrei bin ich aktuell noch im Universitätsklinikum Münster in der Krankenhausseelsorge eingesetzt und absolviere die Fachqualifikation in der Krankenhausseelsorge.
Wie bist du dazu gekommen, hier zu arbeiten?
Ich war, bevor ich Theologie studiert habe, nach der Schulzeit zuerst Bankkaufmann. Ich habe gerne in diesem Beruf gearbeitet, aber auch gemerkt, dass es mehr gibt als nur das Geld… Ich habe nach vielen Gesprächen mich dafür entschieden, die Priesterausbildung in der Praxis anzugehen und heute bin ich dankbar, dass ich diesen Weg gegangen bin.
In den Nordosten Münsters bin ich gekommen, nachdem ich als Kaplan am Niederrhein tätig war. Bischof Dr. Reinhard Lettmann hat mir die Stelle als Pfarrer in St. Petronilla angeboten, die ich gerne angenommen habe. Seit 2010 bin ich Pfarrer der neugegründeten Pfarrei St. Petronilla in Münster, bestehend aus den früheren drei Gemeinden St. Josef, St. Mariä Himmelfahrt und St. Petronilla.
Was gefällt dir am meisten an deinem Beruf?
Freude bereit es mir, mit den Menschen hier vor Ort den Glauben zu leben und zu feiern. Und jeder Tag ist anders, weil die Menschen, denen ich begegne, so vielfältig sind.
Wie würdest du deine Persönlichkeit beschreiben?
Zu meiner Persönlichkeit gehören ein tiefes Gottvertrauen, eine große Weite zu haben und das Zutrauen an das Gute. In gewisser Weise gehört es auch zu mir, dass ich ein Mensch bin, der in der Arbeit und im menschlichen Miteinander aufgeht.
Was ist deine größte Leidenschaft?
Ich liebe es, einfach am Meer zu spazieren – Spiekeroog ist da so was wie eine schöne Leidenschaft, die ich mit lieben Menschen teile.
Was sollte man noch über dich wissen?
Ich bin dankbar, dass ich in der Männer-WG mit meinem Vater und unserem Pudel Felix zusammenleben darf.
Die Wahrheiten im Wort

"Als Jakob allein zurückgeblieben war, rang mit ihm ein Mann, bis die Morgenröte aufstieg. Als der Mann sah, dass er ihn nicht besiegen konnte, berührte er sein Hüftgelenk. Jakobs Hüftgelenk renkte sich aus, als er mit ihm rang. Er sagte: Lass mich los; denn die Morgenröte ist aufgestiegen. Er entgegnete: Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest. [...] Er sagte: Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel - Gottesstreiter -; denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und gesiegt."
Gen. 32, 25 - 29
Wenn einem diese Geschichte in der Bibel begegnet, ist sie erstmal etwas verwirrend und womöglich abschreckend; da kommt plötzlich ein Typ aus dem Nichts und prügelt sich stundenlang mit dem Erzvater Jakob. Und am Ende wird angedeutet, dass dieser Fremde vielleicht Gott selbst ist und Jakob den Namen gibt, den später das gesamte Volk annehmen würde. Was soll das alles? Nun, wenn man sich ein wenig damit beschäftigt, findet man viele unterschiedliche Interpretationen dieser Stelle. Aber die, die mir am meisten einleuchtet, geht davon aus, dass es sich um eine Repräsentation eines reflektierten Umgangs mit dem eigenen Glauben handelt. Wahrscheinlich ringt jede Person mal mit ihrem Glauben, wenn sie sich etwas intensiver mit ihm auseinandersetzt. Selbst wenn man nur das Christentum betrachtet, gibt es allein in der Bibel hunderte Widersprüche basierend auf den jeweiligen historischen Kontexten, in denen sie geschrieben wurden. Wenn man dann noch die systematischen Krisen in der Kirche bedenkt, ist ein Ringen mit der eigenen Religiösität nahezu unausweichlich. Umso bemerkenswerter ist es, dass das schon in dem Jahrtausende altem 1. Buch Mose auftaucht. Und es wird keineswegs als Schwäche dargestellt - ganz im Gegenteil: nach dieser Geschichte bekommt das gesamte Volk Gottes den Titel "Gottesstreiter". Es ist nicht nur akzeptiert, dass man sich kritisch mit dem Glauben auseinandersetzt, es ist sogar erwünscht! Ich werde daher jede Bibelstelle, die ich in diesem Blog betrachten werde, mit solch einem hinterfragendem Auge angehen, damit ich aus ihnen Bedeutungen herausringen kann, die die christlichen Werte und das Christsein an sich auf neue Weisen erhellen. Dabei sind die historischen Intentionen der Menschen, die die Texte verfasst haben, für mich zweitrangig. Mir geht es wirklich darum, was ich als Kind des 21. Jahrhunderts von den Geschichten lernen kann.
Und aus dieser Geschichte ziehe ich, dass der Glauben nicht blind übernommen werden sollte, sondern man in sich hineinhorchen sollte, um herauszufinden, welche Elemente welcher Glaubensrichtungen für einen selbst vertretbar sind. Das ist Glauben.