Von Kooperation, Jungfräulichkeit und einem Priester
Das Herz von Petronilla KW20

Die Aufgaben der Woche
Kooperation und Kommunikation
Wir sind als Gemeinde nicht nur auf uns selbst gestellt und fokussiert, sondern sind auch offen für gemeinsame Aktionen mit Gruppen/Organisation außerhalb unserer Gemeinde.
Eine der deutlichsten Beispiele der Kooperation mit unserer Gemeinde sind ökumenische Aktionen. Für einige Aktionen tun wir uns mit der evangelischen Gemeinde hier in Handorf als Christlich in Münster-Nordost zusammen und gestalten diese Aktionen gemeinsam. Dabei handelt es sich um Aktionen wie den Kinderbibeltagen, Projekttagen für die Grundschule und besondere Gottesdienste wie dem "Liebe gewinnt"-Segnungsgottesdienst letzte Woche.
Doch nicht nur bei einmaligen Aktionen tun wir uns als Gemeinden zusammen. Momentan schwebt der Gedanke durch den Raum, dass die Pfarrnachrichten, die wir alle zwei Wochen herausgeben, ökumenisch gestaltet werden können, sodass auch die evangelischen Handorfer*innen und Gelmeraner*innen es leichter haben, über die Vorgänge in ihrer Gemeinde informiert zu bleiben.
Durch diese Kooperation werden wiederholt meine Horizonte erweitert. Dadurch habe ich auch eine meiner mittlerweile engsten Freundinnen, die in der evangelischen Gemeinde als Jugendmitarbeiterin tätig ist, kennengelernt.
Wir tun uns aber nicht nur mit anderen Gemeinden zusammen, sondern laden gelegentlich auch individuelle Expert*innen von außerhalb zu uns ein, um von ihnen zu lernen. Ich denke dabei zum Beispiel daran, wie wir uns im Januar zum Öffentlichkeitsausschuss Julia Geppert von der Bistumsabteilung für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit dazugeholt haben. Mithilfe ihrer Anstöße und Impulse haben wir ein neues Kommunikationskonzept entworfen, durch das wir unser öffentliches Auftreten nochmal völlig neu umdenken konnten. Da wird sich wahrscheinlich noch einiges in den kommenden Monaten tun!
Neben gemeinschaftlichen Aktionen mit anderen Gemeinden und Unterstützung von Individuen nehmen wir aber auch gelegentlich Einladungen an. So luden im Februar Vertretende der #OutInChurch-Bewegung Seelsorgende aus dem gesamten Bistum zu einem Workshop über die Rolle queerer Identitäten in der Kirche ein mit dem Ziel, weiter daran zu arbeiten, die Kirche einladend für alle zu gestalten. Ich fand diesen eintätigen Workshop äußerst interessant. Tatsächlich war unsere Gemeinde durch Diakon Joachim Speck, Priester Hermann Backhaus und mich am stärksten vertreten; doch ich habe an dem Tag mich auch mit vielen anderen Personen wie Norbert Köster von der WWU und Imke Sievers von der Gemeinde St. Joseph Münster-Süd austauschen können. Ich bin froh, an diesem Workshop teilgenommen zu haben. Ich habe mich dabei wohl gefühlt und hatte auch den Eindruck, dass wir so manches erreicht haben.
In dieser Gemeinde merkt man wirklich, wie wertvoll es sein kann, sich zu öffnen und Ideen, Vorschläge und Bitten von außen anzunehmen. Dadurch kann man sehr gut wachsen.
Der Mensch hinter dem Amt

Priester Hermann Backhaus
Was sind deine Aufgaben in der Gemeinde?
Meine Aufgaben in der Gemeinde sind das Feiern von Gottesdiensten wie Eucharistiefeiern, Trauungen und Taufen. Außerdem nehme ich in einer gewissen Regelmäßigkeit an Dienstgesprächen teil.
Wie bist du dazu gekommen, hier zu arbeiten?
Ich bin zur Arbeit in St. Petronilla gekommen, als für mich eine Gemeinde gesucht wurde, in der ich als Priester mithelfen kann.
Was gefällt dir am meisten an dem Beruf?
Am meisten gefällt mir an meinem Beruf, dass ich Menschen in allen Lebenslagen begleiten kann. Sowohl in schönen besonderen Situationen wie der Taufe eines Kindes, als auch in schweren Erfahrungen wie eigene Krankheit oder schwerer Krankheit in der Familie.
Das mache ich übrigens auch in meiner Hauptaufgabe: Ich begleite Menschen im Dienst der Kirche psychologisch-therapeutisch.
Wie würdest du deine Persönlichkeit beschreiben?
Ich bin sehr gerne mit Menschen zusammen. Auch kann ich unterhaltsam sein und ich kann den Menschen gut zuhören. Ich freue mich immer, wenn ich Menschen bei etwas begleiten und zu etwas bewegen kann, was sie selbst nicht für möglich gehalten haben. Ich feiere gerne die Liebe Gottes zu uns Menschen in den gottesdienstlichen Feiern der Kirche.
Was ist deine größte Leidenschaft?
Leidenschaftlich gerne gehe ich ins Kino - vor allem in Filme, die nicht zu sehr Massengeschmack sind. Ich liebe es, die Irrungen und Verwirrungen des Menschen zu sehen oder von ihnen zu lesen. Das ist eine weitere Leidenschaft von mir. Beides erweitert meinen Horizont ungemein.
Was sollte man noch über dich wissen?
Sonst gibt es noch vieles über mich zu sagen - vor allem, dass ich seit meiner Kindheit ein Fußballfan von Borussia Mönchengladbach bin.
Die Wahrheiten im Wort

"Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist."
Mt. 1, 18 - 20; 24f.
Hier haben wir einen theologisch interessanten und vieldiskutierten Aspekt des Christentums: die Jungfräulichkeit der Mutter Maria. Weil die Vorstellung einer Person im ersten Jahrhundert, die ohne Geschlechtsverkehr schwanger wird, zunächst absurd wirkt und die Jungfräulichkeit Marias oft genutzt wurde, um eine strikte Sexualmoral zu rechtfertigen, wird dieses Konzept oft als Relikt der Vergangenheit abgetan. Allerdings habe ich mal von einer modernen Interpretation gehört, die mir sehr gefällt.
Es ist nicht verwerflich, Maria als eine queere Figur zu lesen. Nach dem Split-Attraction-Model müssen sexuelle und romantische Orientierung nicht kongruent sein, d.h. dass Maria zwar Josef liebt, aber kein Interesse daran hat, mit ihm zu schlafen. Ich lese Maria gerne als asexuell.
Das Schöne an dieser Perspektive ist, dass es zeigt, dass Asexualität - so wie alle anderen romantischen und sexuellen Orientierungen - gottgewollt, ja, göttlich ist. Es geht sogar so weit, dass Gott Marias Kinderwunsch und zugleich ihr fehlendes sexuelles Interesse respektiert, indem Maria auch so schwanger wird.
Selbst wenn wir Maria nicht queer interpretieren, ergibt es auch Sinn, dass sie - als 14-jährige -Vorbehalte dagegen hat, mit einem erwachsenen Mann zu schlafen, selbst wenn sie prinzipiell auf Männer steht.
Ich finde Josefs Verhalten in dieser Situation aber vorbildlich. Sein erster Impuls als er von Marias Schwangerschaft hört ist die Trennung. Im Text steht, dass er das zum Schutze Marias tut, aber es ist auch nicht undenkbar, dass er sich in seinem Ego verletzt sah, weil bei einer überraschenden Schwangerschaft der Schluss naheläge, dass Maria fremdgegangen sei. Aber egal, was sich Josef dabei gedacht hat, er hat in sich und auf den heiligen Geist gehört, und hat sich dazu entschlossen, zu Maria zu stehen. Ich finde Josef dafür großartig dafür, dass er sich nicht zu wichtig macht, sondern ein stiller, treuer Begleiter von Maria bleibt.
Und lass uns auch nicht vergessen, dass es nicht absolut realitätsfern ist, ohne Geschlechtsverkehr Kinder zu kriegen. Es gibt Möglichkeiten wie künstliche Befruchtung und Adoption. Diese Möglichkeiten sind nicht - wie manche meinen - gottesfern, sondern auch ein gewollter Teil von Gottes Welt. Das zeigt uns Marias jungfräuliche Schwangerschaft.